Der Schatzfund von Wiener Neustadt
Historische Stätte
Beschreibung
Durch Zufall entdeckte ein Gartenbesitzer einen Silber- und Goldschatz aus dem Spätmittelalter, der aus dem höfischen Umfeld stammte.
Im Jahr 2007 wurden in Wiener Neustadt beim Ausheben eines Biotops in einem Garten in geringer Tiefe zahlreiche Metallobjekte gefunden. Kurioserweise bewahrte der Finder die Objekte zunächst im Keller auf und übergab sie erst nach drei Jahren in gereinigtem Zustand dem Bundesdenkmalamt.
Wertvolle Stücke aus dem höfischen Umfeld
Die Entdeckung aus dem Wiener Neustädter Garten stellte sich als Österreichs bekanntester spätmittelalterlicher Schatzfund heraus. Er umfasst 149 Objekte bzw. Bruchstücke mit einem Gesamtgewicht von 2.290 g. Seine Bestandteile lassen sich in fünf Gruppen teilen: Ringe, Spangen, sonstige Trachtbestandteile, Gefäße und Löffel. Den Großteil machen Ringe und Spangen aus. Viele Stücke, meist feuervergoldete Silberobjekte, sind prunkvoll und aufwendig gefertigt und weisen durch ihre Symbolik auf ein höfisches Umfeld hin. Zeitlich sind die Funde in die Mitte bis zum Ende des 14. Jhs. einzuordnen. Vermutlich lagen die Objekte ursprünglich in einer Holzkiste, angeblich waren bei der Auffindung noch Eisenteile vorhanden.
Vom Adel zum Edelmetallhändler
Die ersten Besitzer der einzelnen Objekte nutzten die wertvollen Bestandteile von Kleidung und Tischkultur als Teil sozialer Selbstdarstellung. Ein Wappenmedaillon an einem Becher weist auf die Wiener Neustädter Ratsherrenfamilie Vierdung hin. Zerlegungsspuren auf manchen Objekten lassen vermuten, dass ein Goldschmied als Zwischenbesitzer fungierte, der zur Weiterverwertung bestimmtes Altmetall sammelte. Der letzte Besitzer war wohl ein Edelmetallhändler. Mit dem Vergraben der Objekte vor der Mautstelle außerhalb der Stadt wollte er möglicherweise die strengen Bestimmungen zum Handel mit Bruchsilber umgehen. Warum dieser letzte Besitzer den Schatz zuerst versteckte und dann nicht wieder ausgrub, weiß man nicht. Aber da in Wiener Neustadt aus dem 14. und frühen 15. Jh. kein historisches Ereignis bekannt ist, das zu einem solchem Verhalten hätte führen können, waren wohl persönliche Probleme des Besitzers dafür ausschlaggebend