Kasematten
Die Kunst der Befestigung
Die Stadt als Festung
Eine permanente Ausstellung in den Kasematten Wiener Neustadt
Die umfangreichen archäologischen Untersuchungen, Bauforschungen und Restaurierungen, welche 2017-2019 im Vorfeld der Niederösterreichischen Landesausstellung durchgeführt wurden, haben im Bereich der Kasematten im Südwesten der alten Stadtbefestigung zahlreiche neue Erkenntnisse über die Stadtgeschichte gebracht.
So war es möglich, die Entstehung der Stadtmauer, des umgebenden Wassergrabens und der Zwingermauer erstmals bauhistorisch genau festzulegen. Die Umbauten an der Südwestecke zeigen ab dem 13. Jahrhundert einen stetigen Fortschritt des mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Bauwesens. Die Wehranlage wurde verändert, ergänzt, umgeplant und den Bedürfnissen für die Stadtverteidigung der Neustadt angepasst. Die Art der Befestigung veränderte sich im selben Maße, wie sich die Waffentechnik entwickelte. Diese Veränderungen zeigt eine neue Ausstellung im ältesten Teil der Kasematten, der sogenannten „Strada Coperta“, dem gedeckten Gang. Hier wurde die Bastion im 16.Jh so verändert, dass es möglich war, im Angriffsfall große Geschütze auf eine vorgelagerte Verteidigungsanlage zu transportieren.
Einleitend werden Besucherinnen und Besucher mittels eines Plans und einer Erläuterung in das verwinkelte System der Anlage eingeführt. Ausgewählte Funde (13. bis 20.Jh) geben einen Überblick über die archäologische Grabung. Eine Ölmühle (13.Jh), die in einem vor den Kasematten ergrabenen Haus eines wohlhabenden Stadtbürgers gefunden wurde, erzählt sowohl die Geschichte der Ölgewinnung als auch über ein interessantes Detail von der mittelalterlichen Wiederverwendung von wertvollem Steinmaterial. Das „Kruseler Püppchen“, eine Spielfigur aus Pfeifenton aus dem 14.Jh und ein früher Spielstein, beides Funde aus der Latrine, sind wertvolle Zeugnisse der Alltagsgeschichte. Die Nutzungsgeschichte der Kasematten wird bis zur Gegenwart beleuchtet. Einerseits durch Fundmaterial, mit dem auf die bewegte Zeit im 20. Jahrhundert eingegangen wird, andererseits durch Foto- und Filmmaterial bis in die allerjüngste Vergangenheit.
Filmsequenzen, aufgenommen mit dem Verein Historia vivens aus Puchberg, zeigen die Funktionsweisen von Armbrust und Schusswaffen aus dem 16. Jh. Diese sind auch im Original in konservatorisch einwandfreien Vitrinen und als Inszenierung zu sehen. Ein Film führt in leicht verständlicher Sprache durch die Geschichte des Festungsbaus in Europa. Die Abtiefung der Strada Coperta auf das heute bestehende Niveau kann durch Textmaterial, vor allem aber durch den originalgetreuen Umriss einer großen Kanone (Länge 5,20 m) auf der Höhe des Niveaus des 16.Jhs deutlich gemacht werden. Eine animierte 3D Animation der Festungsanlage zeigt ihre Entwicklung durch mehrere Jahrhunderte sowie ihre Verortung im Verteidigungssystem der Stadt bis in die Neuzeit.
Ein taktiler, beleuchtbarer Stadtplan aus Corian ermöglicht sehschwachen Personen das Ertasten der Strukturen der Stadt im 18. Jh. Besucherinnen und Besucher, die wichtige Punkte auf dem Plan suchen, werden durch Bildmaterial und Tastknöpfe zur Beleuchtung zum selbständigen Tun angeregt.
Die Kulturvermittlung stützt sich zum einen auf die Ausführungen des Bauforschers MMag. Ronald Woldron, die für Einzelbesucher an drei Hörstationen verfügbare sind. Zum anderen werden bei Dialogführungen oder Workshops auch die 3D Animation und der taktile Stadtplan eingesetzt. Spezielle Programme für Kinder, Jugendliche und Erwachsene werden angeboten.
Die Ausstellung „Die Stadt als Festung“ hat die Kasematten selbst und ihre Bedeutung für die Stadt und ihre Menschen durch die Jahrhunderte im Fokus. Die Geschichte dieser europaweit einzigartigen Anlage wird durch diese Ausstellung lebendig und gegenwärtig.
Öffnungszeiten: Mi- Fr, von 10.00 bis 17.00 Uhr
Führungen: Samstag 11.00 Uhr
Preise und Tickets finden Sie hier: Kasematten