Kunst im Blick

Von der Stadtgalerie über das Museum St. Peter an der Sperr bis zur Wunderkammer im Stift Neukloster – wer in Wiener Neustadt historische Schätze entdecken will, sollte jetzt Augen machen.

Stadtgalerie – Wer den Namen Gotthard Fellerer hört, weiß: Die künstlerische Vita des 80-jährigen Professors füllt Bücher. Ausgezeichnet mit dem Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst der Republik, ist seine Vision, „den Blick auf das Geistesleben zu schärfen.“ Der Band „Kulturhotspot Wiener Neustadt“ ist diesbezüglich eines seiner Werke, das Magazin BravDa gegen „die schleichende intellektuelle Einebnung Zentraleuropas“ ein anderes. Die Idee Stadtgalerie hatte Fellerer – in Verschränkung mit dem niederösterreichischen Kulturforum zur Finanzierung – im Jahr 2019, der Bürgermeister schenkte ihm Vertrauen. „Ich verstehe das Museum als Bollwerk gegen die schrittweise Verflachung und einseitige Ökonomisierung der österreichischen Gegenwartskunst“, sagt er. Zu den Ausstellungen, die der rebellische Kunst- und Kulturinitiator ehrenamtlich kuratierte und gestaltete, gibt es eine Sammlung von rund 60 Katalogen. Der Reliquienschrein ist eine Arbeit, die 2025 entstand.


Museum St. Peter an der Sperr – „Es ist das älteste Stadtmuseum in Österreich“, sagt Julia Schlager, und sie verbirgt darüber hinaus nicht ihre Hingabe zu Geschichte. Die 43-jährige Wiener Neustädterin ist studierte Archäologin und machte nach ihrer Projektzeit in Carnuntum die Ausbildung zur Kunst- und Kulturvermittlerin. Seit fünf Jahren engagiert sie sich im Museum, im Sommer 2024 übernahm sie die Leitung. Rund 10.000 Exponate umfasst die Schatzkammer der Stadtgeschichte, „wo wir zur Dauerausstellung jährlich bis zu fünf Sonderausstellungen kuratieren.“ Für das Magazin-Foto ließ sich Julia Schlager mit einer Statuette der Heiligen Elisabeth aus dem 15. Jahrhundert abbilden. Die besitzt noch die originale Bemalung und blieb (auch über Kriege hinweg) fast unbeschädigt. „Es ist berührend“, sagt Julia Schlager, „wenn die Schutzheilige der Armen und Kranken jahrhundertelang unversehrt Trost spenden konnte.“


Kunst- und Wunderkammer – Das Stift Neukloster, ein historisches Juwel der Stadt, gewährt einzigartige Einblicke in das klösterliche Leben und die architektonische Opulenz des Mittelalters. In der Kunst- und Wunderkammer des Stifts, die 2017 eröffnet wurde, befindet sich eine Sammlung von rund 4.700 Artefakten aus aller Welt – von der Korallenkrippe über die Hand einer Mumie bis zur versteinerten Semmel. Seit Herbst 2019 ist Michael Weiss Prior und Pfarrer im Neukloster. Der 55-jährige Mödlinger, der hier schon von 199 bis 2008 Kaplan war, verweist gerne auf das Salb-Gefäß Kaiser Friedrich III. (der das Neukloster im Jahr 1444 neu errichten ließ). „Es stammt aus dem 15. Jahrundert“, sagt er. „Es ist ein kleines, aber kostbares Stück in unserer Sammlung.“