On the Route 66

Kühlergrill & Grillsteaks

Seit Oktober 2019 werden im ersten Stock des Oldtimermuseums in der Stadionstraße 36a Steaks serviert, die man auf dem Tisch fertig grillt. Hinter dem Gastro-Konzept steckt der Wiener Neustädter Tausendsassa Friedrich Fehr.

Unglaublich, mit wie viel Leben manch einer seine Jahre zu füllen vermag. Nehmen wir zum Beispiel Friedrich Fehr. Dieser wurde vor 82 Jahren in Wiener Neustadt geboren. Er wuchs in der Schweiz auf, wo er als Forschungsmechaniker an der Technischen Hochschule in Zürich tätig war. Der Liebe wegen zog er mit Anfang zwanzig zurück nach Neustadt. Er heuerte zunächst als Chefmechaniker beim Autobusunternehmen Bartsch an und machte sich dann mit zwei Tankstellen selbständig. Anschließend wechselte er in die Versicherungsbranche, ehe er 1972 in Rust am Neusiedler See eine Feriensiedlung gründete. Ende der 1970er-Jahre eröffnete er die erste McDonald’s-Filiale in Österreich (am Schwarzenbergplatz in Wien), später führte er auch das erste McDrive-Restaurant des Landes (Wien, Wagramer Straße). Zu seiner Spitzenzeit betrieb Friedrich Fehr sechs Filialen der Fastfood-Kette.

Mit 70 Jahren zog er sich aus dem Burger-Geschäft zurück. Ein Ruhestand kam für ihn aber nicht in Frage. Er wollte etwas Neues kreieren. Eine Mischung aus seiner Profession, der Gastronomie, und seiner Passion, nämlich Autos, alte Autos. Mehr als 100 Oldtimer erwarben Friedrich Fehr, der gelernte Automechaniker, und sein Sohn Ronald, 56, im Laufe der Jahrzehnte, die sie allesamt hegten, pflegten und polierten. „Alle unsere Autos sind fahrtüchtig, keines ist eine Ruine“, sagt Friedrich Fehr stolz.

Vater Friedrich und Sohn Ronald hatten eine Vision: Sie wollten in Wiener Neustadt ein Automobilmuseum samt Restaurant eröffnen. Dafür erwarben sie ein heruntergekommenes Grundstück in der Stadionstraße, ohne Fenster, ohne Dach, ohne Strom. Fast drei lange Jahre dauerte der Umbau, ehe man im Oktober 2019 die Einweihung feiern konnte. Ein Name für das neue Lokal war rasch gefunden: Route 66. Die Route 66 war einst eine knapp 4.000 Kilometer lange Fernstraße, die Chicago nach Los Angeles führte und dabei insgesamt acht US-Bundesstaaten und drei Zeitzonen durchquerte. Der Highway war die wichtigste Ost-West-Verbindung der Vereinigten Staaten und wurde auch „Mother Road“ oder „Main Street of America“ genannt. Entlang der Strecke eröffneten unzählige Motels, Tankstellen und Restaurants; ganze Orte entstanden neu oder blühten auf. Für die meisten Amerikaner war die Route 66 aber nicht nur eine Straße, sondern ein Symbol für Freiheit und Abenteuerlust. Ronald Fehr: „Der Name lag für uns nahe, da wir viele alte Ami-Schlitten im Museum stehen haben.“ Darunter auch ein Cadillac, einst zugelassen auf niemand Geringeren als Elvis Presley, und – nicht ganz so amerikanisch – der Bentley von Frank Sinatra.

Kulinarisch dreht sich im Restaurant Route 66 (fast) alles um Steaks. Das Fleisch dafür stammt aus den USA und aus Argentinien. Auf den riesigen Weideflächen der argentinischen Pampa ernähren sich die Rinder ausschließlich von den dort wachsenden Gräsern, Blüten und Kräutern. Auch auf den ausgedehnten Prärieflächen in Nebraska, den sogenannten Sandhills, leben die Tiere ganzjährig in der freien Natur. Alle Steaks serviert man auf in der Schweiz gefertigten Steakhouse-Brettern aus Speckstein. Die Steine werden zuvor in vier umgebauten Pizzaöfen auf 300 Grad erhitzt, ehe sie 250 Grad heiß auf den Tisch kommen.

Friedrich Fehr: „Das Fleisch wird auf dem Tisch fertig gegrillt. So kann jeder Kunde selbst entscheiden, welchen Garpunkt sein Steak haben soll.“ Aufgetischt werden die Steaks mit hausgemachten Soßen und extrabreit geschnittenen House Fries. Dazu passen kühles Bier, hausgemachte Limonade oder eine Flasche vom Route-66-Rotwein. Dieser ist eine Cuvée aus Cabernet Sauvignon und Merlot und wird vom Weingut Pasler in Jois extra für das Restaurant privat abgefüllt.

Wem danach noch nach einer süßen Nachspeise ist, der hat die Qual der Wahl: Der original Cheesecake – mit Frischkäse und Schlagobers – wird extra aus New York eingeflogen; der Apple Pie stammt aus Pennsylvania. Nur der Kaiserschmarrn, mit Zwetschkenröster und Apfelmus, ist ein Klassiker made in Austria – und war wohl auf der legendären Route 66 nicht bekannt.