Atmosphäre mit Platzwahl

Wiener Neustadt hat das Konzept Adventmarkt auf spezielle Weise interpretiert.

Manchmal ist alles so einfach.

Zum Beispiel, wenn man Johannes Almbauer, der daheim in Pöllau in der Steiermark auf zwei Hektar Grund an die 15.000 Nadelbäume stehen hat, fragt, warum er ausgerechnet in Wiener Neustadt bei den Adventmärkten Christbäume verkauft:

„Die Leut san oafach so kommod“, lautet seine Antwort.

Eine, die gewiss zu diesen „kommoden“ Leuten gehört, ist Alexandra Potzmann, die als Stadtmarketingchefin von Wiener Neustadt jedes Jahr schon kurz, nachdem das letzte Marktstandl abgebaut ist, mit der Planung für die nächste „stille Zeit“ beginnt. Und sie weiß genau, warum sie dem Almbauer Hannes aus dem Steirischen vor etlichen Jahren den Zuschlag für den Christbaumverkauf gegeben hat:

Da weiß man, woher es kommt und kann sicher sein, dass da nichts von irgendwoher zugekauft wird.“

Das ist ihr wichtig, wenn es um das Thema Adventmarkt in Wiener Neustadt geht – und zwar vom selbstgemachten Punsch bis zum selbstgepflanzten Christbaum. Da bleibt sie stringent, da macht sie keine Abstriche. Und damit hat sie in Wiener Neustadt etwas erhalten, das anderswo nicht selten zu einer austauschbaren vorweihnachtlichen Kitsch- und Kommerzshow missrät: einen stimmungsvollen und heimeligen Charakter.

Denn es hat letztlich alles mit den Menschen zu tun – und damit, wie sie das anlegen, was sie machen. Menschen wie Johannes Almbauer, dem es nicht nur darum geht, in Wiener Neustadt seine paar hundert Bäume an Frau und Mann zu bringen. So einer überlegt sich darüber hinaus auch noch etwas:

„Du musst da für jeden was haben. Für die mit den dicken, aber auch für die mit den ganz dünnen Geldtascheln.“

Da schließt sich dann der Kreis, denn auch der Christbaumverkäufer ist einer von den „Kommoden“. Und wenn man einander dann trifft in diesem inwendigen Ambiente der Vorweihnachtszeit, hat jeder seine Freud‘ mit dem anderen.


Eine Freud’ hat auch Elektriker Wolfgang Kail, wenn er in seiner Heimatstadt dazu beitragen kann, dass alle Lichterln leuchten, alle Küchengeräte in den Ständen kochen und es nirgends spontan „dumpa“ wird, weil es irgendwo eine Sicherung geschnalzt hat. Er und sein Kollege Christian Grill sind dafür zuständig, dass bei den Märkten, was den Strom betrifft, alles im Fluss ist.

An dieser Stelle die Frage: Warum eigentlich Märkte und nicht Markt? Nun: Wiener Neustadt ist vor einigen Jahren neue Wege gegangen und lässt vier verschiedene vorweihnachtliche Lichtlein brennen. Statt eines durchgehenden Adventmarktes am Hauptplatz gibt es vier verschiedene an ebenso vielen Standorten: einen privat organisierten im Stadtpark sowie drei weitere unter städtischer Patronanz in der Beethovenallee, am Dom und im Bürgermeistergarten beim Museum St. Peter an der Sperr. Der Hauptplatz bleibt dennoch vorweihnachtliches Begegnungszentrum, hier finden zusätzlich der Charity- und seit heuer auch der Kinder-Advent statt.

„Das ist das Besondere an unserer Arbeit in der Adventszeit hier“, sagt Wolfgang Kail. „Wir müssen halt ein paarmal auf- und abbauen wegen der verschiedenen Standorte. Aber es ist schon ein sehr schönes Gefühl, wenn man mit seiner Arbeit die Vorweihnachtsstimmung mitgestalten kann.“

Das ist gewiss auch eine der Triebfedern für Alexandra Potzmann, die diese Stimmung unbedingt auf sehr hohem Niveau halten will – was ihr auch gelingt: „Durch die Umstellung, den Adventmarkt nur noch am Wochenende stattfinden zu lassen, konnten wir unseren Qualitätsanspruch halten.“

Heißt: In Wiener Neustadt trifft man noch auf Kunsthandwerker als Aussteller, die sich nicht vier, fünf Wochen durchgehend hinstellen würden, die aber unter der Devise „Weniger ist mehr“ gerne dabei sind und die Adventmärkte dadurch zu etwas Besonderem machen. „Wenn man fragt, was unsere Märkte ausmacht, so ist das der große Wert, den wir auf die Qualität der Aussteller legen“, erklärt Alexandra Potzmann.

Da steht sicher niemand, der Ramsch und Kitsch verkauft. Das können wir aber nur gewährleisten, indem wir uns auf die Wochenenden konzentrieren.

Die Rückmeldungen der Besucherinnen und Besucher geben diesem Konzept recht. Qualität wird geschätzt, zumal sie bei den Adventmärkten in Wiener Neustadt nicht nur an den Ständen zu finden ist. Das musikalische Begleitprogramm, in das von Schulchören bis zu regionalen Musikerinnen und Musikern alles eingebunden ist, was die Region zu bieten hat, sorgt für Lob in höchsten Tönen