Das Gute liegt so nah

Im Radius einer halben Autostunde offenbaren sich in den Bergen rund um Wiener Neustadt vier prächtige Skigebiete – hinter denen sich so manch schöne Geschichte verbirgt.

In einem fast perfekten Halbkreis um Wiener Neustadt angeordnet liegen vier Skigebiete, die viele Stadtbewohnerinnen und -bewohner als Ziele für spontane Tagesausflüge schätzen. Aber auch aus sämtlichen anderen Richtungen kommen Tagesgäste wegen der günstigen Lage angereist, die meisten davon aus Wien, Graz und Eisenstadt, manche sogar aus Slowenien oder von noch weiter weg. Aus gutem Grund: Kinder aus der Gegend und vor allem aus der Stadt sollen zum Skifahrenlernen nicht zwangsweise für Intensivkurse in die großen Skigebiete fahren müssen. Das geht nämlich genauso gut auf dem Berg vor der Haustür.

Diese Meinung teilt auch Erich Panzenböck, Co-Geschäftsführer des Skigebiets Unterberg. Deshalb dürfen schulpflichtige Kinder aus Wiener Neustadt auch die 16 Kilometer Pisten dort gratis nutzen. Das Gefühl von Heimat auf der Piste kennen der 57-jährige Erich und sein Bruder Klaus noch aus ihrer Kindheit. Kein Wunder also, dass sie den Generationen nach ihnen dieses Privileg ermöglichen wollten.

Was jedoch alle erstaunte, war, wie weit sie dafür zu gehen bereit waren. 2014 bewiesen sie unglaubliches Engagement für die Region, als sie zusammen mit einem dritten Einheimischen das Skigebiet Unterberg in einer Privatinitiative übernahmen, nachdem es die Vorbetreiber hatten schließen wollten.

Seitdem ist daraus ein richtiger Familienbetrieb geworden. Söhne, Töchter, Schwägerin: Alle helfen mit, wenn die Wintersaison an die Tür klopft. Dabei klopft sie gar nicht jedes Jahr. Der Unterberg war nämlich immer schon ein reines Naturschneegebiet, und für Erich und Klaus war es nie auch nur ein Thema, daran etwas zu ändern. „Wir können nicht permanent gegen die Natur ankämpfen“, sagt Erich. Das bedeutet natürlich, dass in schneearmen Jahren kein oder nur wenig Betrieb möglich ist – und diese Jahre erlebt man leider immer öfter.

Ein Grund mehr für die Brüder, sich am Schnee zu erfreuen, zumal es noch genug gibt. „Es wäre schade, wenn wir das Skifahren nicht ermöglichen würden, solange es witterungstechnisch noch möglich ist“, ist sich Erich gewiss.

Während am Unterberg seit einigen Jahren ein neuer Wind weht, blickt ein Skigebiet weiter südlich stolz auf eine imposante Geschichte zurück: Von Mönichkirchen wurde nämlich bereits 1949 ein Sessellift auf der Mönichkirchner Schwaig gebaut – der erste in Niederösterreich.

Seitdem wurden die Lifte stets ausgebaut, renoviert und optimiert. Heute ist auf den 13 Kilometern Piste des Gebiets Mönichkirchen-Mariensee von der sanften Babyabfahrt bis hin zum steilen FIS-Hang für alle etwas dabei. Seit 22 Jahren plant Geschäftsführer Gerald Gabauer die Richtung, in die sich das Skigebiet entwickeln soll. Unter seiner Leitung wurde es letztes Jahr deutlich modernisiert: In der hochmodernen Servicewerkstätte ist mit Schleifautomaten und UV-Wachsgerät ein Rennservice auf Top-Niveau möglich.

Im selben Gebäude befindet sich außerdem ein neuer Verleih, der mit rund 600 Ausrüstungssets ausgestattet ist.

Auch am Semmering ist man am Puls der Zeit: Seit einigen Jahren zeigt ein junges Marketingteam unter der Leitung von Maria Ivanovych (u. a. auf Social Media), was das Skigebiet so einmalig macht. Und da gibt es einiges: In der Hauptsaison gehen jeden Abend die Flutlichter an und ermöglichen Nachtskifahren und Nachtrodeln bis 22 Uhr.

Aber auch für Langlaufen, Skitourengehen und Schneeschuhwandern steht der Name Semmering – genauso wie das Snowbiken, bei dem man gegen Saisonende nach einer Einführung mit dem Rad an Skifahrern und Snowboardern vorbeibrettern kann. Wer zwar sportbegeistert, fürs Sportmachen aber nur schwer zu begeistern ist, sollte das FIS-Weltcuprennen Ende Dezember nicht verpassen.

Es lohnt sich auf jeden Fall, der Instagram-Site einen Besuch abzustatten – vielleicht ist das eine oder andere erwähnte Abenteuer ja nur einen Klick auf die Adventkalender-Aktion entfernt.

Weiter südlich, die Raxalpe entlang, offenbart sich für Skibegeisterte eines der beeindruckendsten Panoramen in den Alpenausläufern: der Schneeberg, der höchste Berg Niederösterreichs. „Das Erlebnis, hier raufzufahren – mit dem schneebedeckten Schneeberg als Hintergrundkulisse –, ist einzigartig“, sagt der hauptverantwortliche Betriebsleiter Christoph Kögler. So massiv und imposant der Schneeberg auch erscheint, so intim und familiär ist das Skigebiet.

Aber nicht nur das Skifahren zieht Familien in die berühmte Salamanderbahn und auf den Schneeberg. „Es gibt verschiedenste Möglichkeiten, den Tag zu gestalten“, so Christoph. Dazu zählen Rodeln, Bobfahren, Schneeschuhwandern oder Tourengehen. Auf der Skiroute herrscht ein Mixbetrieb, wo verschiedene Sportarten aufeinandertreffen. Vor allem für Anfänger ist der Schneeberg mit „Puchis Welt“ ein geschützter Ort, um die ersten Schwünge zu wagen. Waschbär Puchi begleitet die jüngsten Gäste durch sein Reich, mit Zauberteppich und allerlei Elementen zum Rauf-, Runter- und Durchfahren. Dank der beiden Skischulen, die gezieltes Training anbieten, können hier alle das Skifahren erlernen, auch die, bei denen das Gehenlernen noch gar nicht lange her ist. „Für solche Gäste kann sogar der Lift ein bisschen runterbremsen, damit alle heil oben ankommen“, erklärt Christoph Kögler.

Das Magische an Puchis Welt: Im Sommer hört hier das Skivergnügen nicht auf. Auf dem größten Kunststoffmattenhang Österreichs kann man auch im Hochsommer seine Schwünge ziehen – ohne Skianzug, versteht sich. Unterberg, Mönichkirchen, Semmering und Schneeberg: Jedes dieser vier Skigebiete ist nicht mehr als eine halbe Stunde von Wiener Neustadt entfernt. Ein Besuch zahlt sich also auf jeden Fall aus. Aber wenn man die Verantwortlichen von ihren loyalen Gästen schwärmen hört, hat man den Eindruck, dass das für die Wiener Neustädter ohnehin nichts Neues ist.