Schuberts Bildersinfonie
Bitte lächeln!
Wenn sich der Wiener Neustädter Naturfotograf Bernhard Schubert mit den Tieren der Umgebung respektvoll auf Augenhöhe begibt, könnte man den Eindruck gewinnen, dass sie ihn willkommen heißen. Um ihm dann in aller Gastfreundschaft zu erlauben, auf den Auslöser zu drücken.
ZIESELFINK
Sie flitzen als lebhafte Steppenbewohner über den Truppenübungsplatz, den Flugplatz, den Golfplatz. Und der erfahrene Fotograf weiß: Wo das Gras nahe der Erdlöcher am meisten niedergetreten ist, herrscht höchste Ziesel-Frequenz. Dann legt sich Bernhard mit einer 400-mm Optik in fünf Meter Entfernung auf den Boden…und wartet. Bewegungslos. Bis er von einem der charakteristischen Repräsentanten der Region um Wiener Neustadt in frecher Pose begrüßt wird.
BOCK `N' ROLL
An diesem Tag wollte Bernhard nur mit seiner Freundin im Föhrenwald spazieren gehen. Dankenswerterweise hat einer wie er immer die Kamera mit. Und so stand plötzlich ein Rehbock vor ihnen. Die beiden setzten sich in Zeitlupe nieder und machten sich klein. Weil Wildtiere extrem auf Bewegung reagieren. Und das Paar wurde belohnt. Ohne Tricks und Beeinflussung der Natur. Der neugierige Bock kam Schritt für Schritt näher. Wie ein stolzer Blickfang.
BERNHARD SCHUBERT
Leidenschaft ist wichtig, eh klar. Ein ordentliches technische Equipment ist notwendig, auch klar. Aber darüber hinaus gibt es für einen guten Naturfotografen zwei unverzichtbare Voraussetzungen, um am Ende Bilder zu bekommen, wie sie auf diesen Seiten zu bestaunen sind. 1. Die Hingabe zur Recherche. Genau zu wissen, wo Tiere ihre Kreise ziehen, welche Eigenschaften sie haben, wie sie sich verhalten. Für das Foto von den jungen Waldohreulen zum Beispiel hat Bernhard Schubert schon vorab Erkundungen gemacht. Um festzustellen, wo sich die besonderen Vögel aufhalten, wie viel Nähe sie zulassen, wann sie am aktivsten sind. Erst dann konnte er mit entsprechender Ausrüstung durch den Wald streifen, um Position zu beziehen. „Ich kannte schon ihre Rufe, die mich zu ihnen führen“, erinnert er sich. „Und trotzdem musste ich eine Stunde lang suchen, um endlich die gut versteckten Eulen zu entdecken.“ 2. Geduld. Wer Aufnahmen will, die ungewöhnlich sind, benötigt Zeit, Zeit und noch einmal Zeit. Bernhard Schubert kann die Stunden gar nicht zählen, die er im Wasser sitzend, in der Wiese liegend, hinter einem Baum stehend verbracht hat. Sein Lohn: Blickkontakt. Und faszinierende Fotos.
FEUERALARM
Im Mischwald des Naturparks Rosalia ist stets mit regem Salamander-Aufkommen zu rechnen. Und wenn sich die kleinen Amphibien in Sicherheit bringen wollen, klettern sie gerne Fichten hinauf, um in den Borken Schutz zu finden. Für diese extreme Perspektive hat Bernhard ein Fisheye-Objektiv genutzt, das er zu einem Weitwinkelmakro modifiziert hat – und den Umstand genützt, dass der Feuersalamander offenbar die Spiegelung interessant fand und den Blickkontakt suchte. Ein Geschenk der Natur.
HECHTFERTIGUNG
Zu Mittag, wenn die Sonne am besten steht, um Kontraste sichtbar zu machen, setzt sich Bernhard so lange mit der Unterwasserkamera in den Neudörfler Badesee, bis ihm kalt wird. Es scheint, als habe das der junge Hecht toll gefunden. Also stand er im Namen der Pose einen Meter unter der Oberfläche zwischen den Baumwurzeln, bis er sich verewigt wusste.
EULENSPIEGEL
Wer im Akademiepark dieses „ziiiieeee“ hört, als gäbe es dort quietschende Türen, weiß, dass junge Waldohreulen auf sich aufmerksam machen, um von den Eltern gefüttert zu werden. Diesen Rufen ist Bernhard gefolgt, um sich kurz vor Sonnenuntergang, wenn die Tiere aktiv werden, in 15 Meter Entfernung zu positionieren. Es braucht also ein g’scheites Tele, um auf Du und Du zu sein.