Von Kugeln, Kartoffeln, Kunst und Frohsinn

Eine schwungvolle Botschaft für Poldi, ein goldener Erdapfel und ein Glas-Container, in dem Wünsche erfüllt werden. Die Adventmärkte in Wiener Neustadt sind wieder ein Versprechen.

Der französische Schriftsteller Guy de Maupassant schrieb einst: „Es sind die Begegnungen mit Menschen, die das Leben lebenswert machen.“ Daran mag sich erinnert fühlen, wer staunend dem bewegten Markttreiben folgt. Zur Adventzeit vielleicht sogar in noch größerer Intensität. Die Atmosphäre der Vorweihnachtszeit macht die Standln auf besondere Weise zur stimmungsvollen Begegnungszone.

Kerstin Camus wird heuer zum zweiten Mal auf dem Wiener Neustädter Adventmarkt ihre Spezialität anbieten. Die 32-Jährige hat vor vier Jahren ihre Leidenschaft für die Kalligrafie entdeckt und diese Hingabe immer weiter verinnerlicht. Mittlerweile ist ihre Kunst der eleganten Handschrift vor allem bei Hochzeiten sehr gefragt. „In Zeiten der Digitalisierung sind wir alle so sehr an Tastaturen gewöhnt, dass die Fähigkeit, mit einer schönen Füllfeder zu schreiben, verloren geht.“ Also übernimmt sie das Erschaffen von Schrift-Bildern auf Papier oder Glas.

Oder auf Kugeln. Das war die Idee im vergangenen Advent, und sie erfreute sich größter Beliebtheit. Kerstin Camus saß mit dem Acrylstift auf dem Markt und verfasste auf Anfrage persönliche Texte auf Weihnachtskugeln. „Es ist gar nicht so leicht, in den richtigen Proportionen auf Rundungen zu schreiben“, sagt sie. Und ergänzt: „Aber es war ein großartiges Gefühl, für viele Menschen ein Teil des Weihnachtsfestes sein zu dürfen.

“ 7,50 bis 9,50 Euro kostet eine Kugel, je nach Größe, Kugel- und Schriftfarbe. Und am Ende war die Kalligrafin selbst überrascht über die vielen „süßen Ideen“, die ihr zum Auftrag werden sollten. „Am lustigsten habe ich die ältere Dame gefunden, die eine Botschaft für Poldi als Weihnachtsschmuck auf den Baum hängen wollte. Ich habe sie gefragt, ob das ihr Mann sei, und sie hat nur geantwortet: ‚Nein, der Hund.‘“

Für Christine und Karl Hellmer ist das Standl in Wiener Neustadt hingegen eine Premiere. Auf dem Adventmarkt daheim in Auersthal sind ihre kulinarischen Schmankerln längst Tradition, heuer wird das Duo doppelgleisig für Weihnachtszauber sorgen, was eine „ziemliche logistische Herausforderung“ darstellt. Aber was tut man nicht alles im Namen des Christkinds?

Seit 1990 bauen Christine, 50, und Karl, 56, im bäuerlichen Familienbetrieb neben Kürbissen, Zwiebeln und Wassermelonen (!) vor allem Kartoffeln für Kunden und Gastwirte an. Auf ihrem zehn Hektar großen Acker ernten sie – gelegentlich unterstützt von den beiden Töchtern („die schaffen uns schon ordentlich an“) – vierzehn verschiedene Sorten.

Das Sortiment umfasst in der Zwischenzeit allerlei, festkochend und mehlig, von den beliebten „Kipfler“ bis zu Raritäten wie „Venezia“ und „Valdivia“. Und zwar in einer Qualität, dass sie sich 2020 über die Auszeichnung „Goldener Erdapfel“ freuen durften. Auf dem Markt in Wiener Neustadt, der auch heuer wieder an den vier Standorten Stadtpark, Beethovenallee, Dom und Bürgermeistergarten stattfindet, werden die Hellmers Bratkartoffeln mit zwei verschiedenen Saucen zubereiten.

„Wir wollen aber auch Weihnachtliches anbieten, es gibt daher Kürbiskerne mit Schoko, Vanille oder Zimt.“ Darüber hinaus werden die Besucher mit Ölen (Kürbis, Distel) und Salaten (Zucchini, Rote Rüben) verwöhnt. Und, eh klar: Die berühmten Kartoffeln gibt es auch in Säcken zu kaufen.

Jedenfalls befindet sich das Ehepaar Hellmer oder Kerstin Camus 2024 in allerbester Gesellschaft. Erstmals wird nämlich der Glas-Container für das „Ö3 Weihnachtswunder“ zum Advent in Wiener Neustadt stationiert sein, wo das Moderatoren-Trio Tina Ritschl, Sylvia Graf und Philipp Hansa Musikwünsche der Marktgäste erfüllt. Was dabei verlässlich ganz oben auf der Liste stehen wird: Natürlich „Let It Snow“!