Ach du liebe Blüte!
29.000 Tulpen verwandeln Wiener Neustadt im Frühling in ein buntes Blumenmeer.
Sobald diese verblüht sind, folgt die Arbeit für den Sommer. 12.000 Pflanzen und 20.000 Bäume schmücken dann bis Ende September die Stadt. Wir haben das Stadtgärtner-Team begleitet.
Patricia Kaindl und Martin Mayerhofer sind zwei von insgesamt 60 Mitarbeitern, die sich um die Grünflächen der Stadt kümmern.
Dieser Mann ist wahrlich zu beneiden. Florian Fux, gerade einmal 29 Jahre jung, sorgt dafür, dass Wiener Neustadt von Frühling bis Herbst in den buntesten Farben erstrahlt. Wenn in diesem Frühling rot-gelbe Tulpen und blau-rosa Vergissmeinnicht im Stadtpark, beim Wasserturm und in den Trögen der Fußgängerzone blühen, dann ist dies sein Werk. Florian Fux ist Leiter der Stadtgartenverwaltung. Damit ist er der Chef von 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und verantwortlich für sämtliche Grünflächen. Dazu zählen auch die Sportplätze der Stadt, egal ob dort Baseball, Fußball oder Rugby gespielt wird.
„Ich wollte immer einen Beruf ausüben, bei dem ich draußen in der Natur sein kann“, sagt Florian Fux. Nachsatz: „Bei jedem Wetter. Auch im Gatsch.“ So war es nur naheliegend, dass der gebürtige Zillingdorfer eine fünfjährige Ausbildung im Gartenbau an der Höheren Bundeslehr- und Forschungsanstalt Schönbrunn absolvierte. Es ist dies die einzige Schule ihrer Art in Österreich. Und sie nimmt jährlich nur 35 Bewerberinnen und Bewerber auf. Kein Wunder also, dass Absolventinnen und Absolventen österreichweit sehr gefragt sind. Florian Fux war nach seiner Ausbildung fünf Jahre lang für die Bundesgärten in Wien tätig, die unter anderem den Burggarten, den Volksgarten und den Schlosspark Schönbrunn betreuen.
Im Frühjahr 2020 wechselte Florian Fux von Wien nach Wiener Neustadt. Seine Kernaufgabe als oberster Gärtner der Stadt ist die sogenannte Grünraumpflege und -planung. Er kümmert sich um Fragen wie: Welche Blumen sollen die Stadt im Frühjahr und im Sommer schmücken? Welche Bäume müssen gefällt werden? Wo werden neue Bäume gepflanzt? Aber auch banale Dinge wie Rasen mähen, Bäume und Sträucher schneiden oder den Müll in den Grünflächen entsorgen gehören zu seinem täglichen Geschäft.
Bereits im vergangenen Herbst begann die Planung für die Frühjahrsbepflanzung 2023. Damals wurden die Farbdesigns festgelegt und die Pflanzen bestimmt. Zwischen Ende Oktober und Anfang waren sechs bis sieben Mitarbeiter eine Woche lang damit beschäftigt, Blumenzwiebeln in der Stadt einzusetzen – insgesamt 29.000 Tulpen. In den Wintermonaten schützte der Reisig von Tannen und Fichten die jungen Blumenzwiebeln vor Kälte, Nässe und Frost. Die Zweige stammen übrigens aus dem stadteigenen Wald, der sich in Richtung Rosaliengebirge befindet. Und dann ist es endlich so weit: Nach einem farblosen Winter verzaubert eine bunte Farbenpracht die Herzen und Seelen der Bewohner und Besucher. „Manchmal rufen mich die Leute persönlich an und bedanken sich dafür, dass die Tulpen so bunt blühen“, erzählt Florian Fux. Sobald die Blumen verwelkt sind, werden die Zwiebeln händisch entfernt und auf dem Bauhof gelagert und geputzt. Ein Jahr später sollen sie – verteilt auf Kreisverkehre und Grünflächen – erneut ausgesetzt werden. Die leeren Blumenbeete werden nun gelockert und gedüngt.
Selbstverständlich verwenden wir nur biologische Düngemittel wie Humus“, sagt Florian Fux. Chemischer Dünger ist ebenso Tabu wie Torf. Denn der Abbau des Torfs, meist aus Hochmooren, zerstört die Lebensräume vieler Pflanzen und Tiere und lässt schädliches Kohlenstoffdioxid entweichen. Mitte Mai wird die Sommerbepflanzung ausgesetzt. „Heuer wird es eine ganz bunte Mischung werden“, verspricht Florian Fux. 12.000 Pflanzen sollen bis Ende September die Stadt schmücken, ein Mix aus Begonien, Pelargonien, Buntnesseln, Süßkartoffeln, Zinnien, Kosmeen, Dahlien und Stockrosen. „Niedrige Blumen pflanzen wir am Rand der Beete, hohe in der Mitte“, verrät der oberste Stadtgärtner. „Das schaut natürlich aus und erleichtert die Pflege.“
Die bunte Blumendekoration ist wichtig für das Erscheinungsbild der Stadt, die Baumpflege ist es für das Stadtklima. 20.000 Bäume stehen in Wiener Neustadt, 1.100 davon in der Innenstadt. Sie erzeugen Sauerstoff, dienen als Staubfilter und Lärmschutz, spenden an heißen Tagen Schatten und festigen den Boden. Jedes Jahr kommen in Wiener Neustadt 200 neue Bäume dazu, 100 im Frühling und 100 im Herbst. Es sind vor allem klimataugliche Pflanzen wie Feldahorn, Hopfenbuche, Schnurbaum und Zürgelbaum, die eingesetzt werden. „Für jeden kranken Baum, den wir entfernen, müssen wir einen neuen nachpflanzen“, erklärt Florian Fux. Für jeden gesunden Baum sind es sogar drei Bäume – so verlangt es die neue Wiener Neustädter Baumschutzverordnung. Einmal pro Woche kommt der Gießtraktor und versorgt die empfindlichen Jungbäume mit jeweils 60 Liter Wasser.
Ein ganz besonderes Augenmerk der städtischen Gärtnerinnen und Gärtner liegt natürlich auf dem Stadtpark. „Er ist unser Kronjuwel“, meint Florian Fux lachend. Die acht Hektar große Grünanlage feierte 2022 ihr 150-jähriges Bestehen. Zu diesem Jubiläum schufen Florian Fux und sein Team einen neuen Teich und rund um den Pavillon einen Rosengarten aus 90 verschiedenen Rosensorten. Hier tummeln sich nicht nur Liebespaare, sondern auch Hummeln, Holzbienen und Taubenschwänzchen. Eine – unterirdisch gut versteckte – automatische Bewässerung sorgt dafür, dass Rosen und Rasen auch im Sommer bunt und grün bleiben. „So wie ein Hausgarten nie fertig ist, so ist es auch in der Stadt“, sagt Florian Fux. „Wir haben so viele schöne Gärten und Parks in Wiener Neustadt, aber ein Gärtnerherz ist nie ganz zufrieden.“