Ein Kloster für den König

Warum wünschte König Friedrich III. ausgerechnet ein Zisterzienserkloster neben seiner Residenz?

Was verbindet Wolfgang Amadeus Mozart und das Stift Neukloster? Und wieso musste dieses seine Selbständigkeit aufgeben? Die Geschichte eines historischen Juwels.

Unter dem Habsburger Friedrich III. erlebte die Neustadt im 15. Jahrhundert ihre größte Blüte. Der König hatte in der Burg dauerhaft seine Residenz bezogen. Und er wünschte sich ein Kloster gleich neben seinem Amts- und Wohnsitz. Es sollte aber nicht irgendein Klostter sein, sondern eines mit Mönchen aus dem Orden der Zisterzienser. „Es gab an dieser Stelle bereits das Kloster der Dominikaner. Diese mussten auf Wunsch des Kaisers ins Kloster St. Peter an der Sperr umziehen“, erzählt Historikerin Eveline Klein. Da es sich um eine Erneuerung des bisherigen Klosters handelte, wurde das nun entstandene Kloster fortan Neukloster genannt.

Eine einfache Lebensweise und Abgeschiedenheit von der Welt gehörten zu den Grundidealen der Zisterzienser. Klöster wurden daher nur in entlegenen Gegenden gegründet, fernab von größeren Orten. Für König Friedrich machten die Zisterzienser aber eine Ausnahme. „Friedrich III. argumentierte, dass in diesen unsicheren Zeiten ein Kloster innerhalb einer Stadtmauer besser geschützt sei“, berichtet Eveline Klein. Im Jahr 1444 zogen die ersten Mönche aus dem steirischen Stift Rein in das Neukloster.

Warum es ausgerechnet ein Zisterzienserkloster sein sollte, weiß die Historikerin: „Zisterzienser hatten den Ruf, streng gläubig zu sein und würdevolle Gottesdienste zu feiern. Als König brauchte Friedrich III. jemanden, der prächtige Hochämter zelebrieren durfte.“ So war der Abt der Zisterzienser berechtigt wie ein Bischof aufzutreten. Zudem waren Friedrichs Eltern sowie sein Onkel und Vormund allesamt in Zisterzienserklöstern bestattet (Rein, Lilienfeld, Stams), und auch Friedrich III. wollte diese Tradition fortsetzen. Daher plante er seine Grablege sowie die seiner Kinder und seiner Frau Eleonore im Neukloster. Tatsächlich sind Eleonore und drei früh verstorbene Kinder im Hochchor beigesetzt worden. Friedrich III. wurde aber auf Wunsch seines Sohnes, Kaiser Maximilian I, im Wiener Stephansdom bestattet.

In den ersten hundert Jahren kämpfte das Stift mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten, die sich durch Seuchen und die Abwehr der Osmanen noch verstärkten. Eveline Klein: „Der Landesherr forderte von den Klöstern immer wieder Darlehen für die Finanzierung von Truppen. Zurückgezahlt wurde in der Regel nichts.“ Nach den Türkenkriegen begann im 18. Jahrhundert eine Blütezeit, in der das Neukloster beinahe fürstlich repräsentierte und Kunst sammelte. Das Stift wurde ausgebaut, es entstanden Kreuzgang, Konventsgebäude, Kaiserzimmer, Bibliothek und Kapitelsaal – die beiden letzteren mit einzigartigen Fresken des Barockmalers Johann Wenzel Bergl. Die Kaiserzimmer dienten den Monarchen als Quartier, wenn sie mit ihrem Hofstaat auf Reisen gingen.

1793 ging das Neukloster in die Musikgeschichte ein. Am 14. Dezember dieses Jahres wurde in der Stiftskirche erstmals Mozarts Requiem in der ursprünglichen Bestimmung – nämlich als Seelenmesse für die verstorbene Gräfin Walsegg – aufgeführt. Graf Walsegg hatte Mozart den Auftrag für das Requiem erteilt. Für Mozart sollte es sein letztes Werk sein, er starb neun Tage zuvor während der Komposition.

Im 19. Jahrhundert begann der wirtschaftliche Abstieg des Neuklosters. Also entschloss man sich zu einer Vereinigung mit dem Zisterzienserstift Heiligenkreuz im Jahr 1881. Um die hohen Renovierungskosten zu decken, wurde der von Friedrich III. gestiftete gotische Marienaltar verkauft, er steht nun im Stephansdom in Wien. Heute ist das Neukloster ein Priorat mit sieben Mönchen und zugleich eine blühende Stadtpfarre. Eveline Klein: „Die Bedeutung des Stiftes liegt in der Seelsorge für die Menschen in Wiener Neustadt. Als Standort des ersten Gymnasiums trugen die Zisterzienser auch entscheidend zur Bildung der Burschen bei.“

1444

König Friedrich III. gründet das Zisterzienserstift zur Heiligsten Dreifaltigkeit, kurz Neukloster genannt.

1467

Eleonore Helena von Portugal, die Frau Friedrichs III., wird in der Apsis der Stiftskirche beigesetzt.

1784

Die Kirche wird zur zweiten Wiener Neustädter Pfarre umgewidmet.

1793

Mozarts Requiem wird in der Stiftskirche erstmals als Seelenmesse aufgeführt.

1804

Das Stiftsgymnasium wird eröffnet, es geht 1871 an den Staat über.

1881

Das Kloster gibt seine Selbständigkeit auf und vereinigt sich mit dem Zisterzienserstift Heiligenkreuz (NÖ).

1945

Kloster und Kirche werden im Krieg durch Bombentreffer schwer beschädigt, der Prior des Stiftes wird in der Kirche erschossen.

2017

Im Stift wird die Kunst- und Wunderkammer, eine Sammlung von 4.700 Kunstobjekten, eröffnet.

Historikerin EVELINE KLEIN… … kam 1958 im südlichen Niederösterreich zur Welt. Sie studierte in Wien Germanistik, Geschichte und Kunstgeschichte und machte danach eine Ausbildung zur Museumspädagogin. Seit 2008 leitet sie in Wiener Neustadt das Museum St.Peter an der Sperr. Sie ist verheiratet und hat drei Söhne. Eveline Klein begleitet das Stadtmagazin historisch.