Lampenfieber
Der Luster funkelt wie neu, die Spannung steigt. Von einer Bauruine zum prunkvollen Festspielhaus. Nach einer Generalsanierung erstrahlt das Stadttheater demnächst in neuem Glanz
Es ist ein Haus mit jahrhundertealter Tradition und Geschichte – und eine wichtige Visitenkarte der Stadt. „Doch das Stadttheater, 1794 eröfnet und zuletzt in den späten Siebzigerjahren modernisiert, war einfach in die Jahre gekommen“, sagt dessen Geschäftsführerin Maria Großbauer.
Weshalb das Land Niederösterreich und die Stadt 14,5 Millionen Euro investierten, um die Spielstätte umfassend zu sanieren, barrierefrei zu gestalten und die Technik auf den neuesten Stand zu bringen. Maria Großbauer: „Damit wollen wir Wiener Neustadt in der Region kulturell noch weiter beleben.“ Der Generalumbau war für die Stadt ein Prestigeprojekt. Ob Balustrade, Decke, Ränge und Wände, ob Bühnentechnik, Licht und Ton – alles musste saniert werden.
Allein die Restaurierung des 300 Kilogramm schweren Bleikristalllusters dauerte viele Monate. Dieser stammt aus den Jahren 1978/79 und wurde laut Rathauskorrespondenz von der Wiener Neustädter Sparkasse gespendet. Der damalige Wert betrug 450.000 Schilling. Der Luster wurde Anfang 2024 per Handkurbel von der Decke des Theaters gelassen und für den Abtransport nach Wien verpackt. Kristall für Kristall wurde der Luster von Handwerkern aufwendig zerlegt. Insgesamt waren es 12.620 Teile, die einzeln und in Handarbeit gereinigt werden mussten.
Frisch geputzt wurden die Glassteine Ende des Sommers wieder an die Rahmenteile des restaurierten Lusterkranzes gekettelt und werden nun bei der Wiedereröfnung des Theaters mit dem Scheinwerferlicht um die Wette funkeln.
Im Theatersaal, also dem Zuschauerraum, dominieren künftig Bernstein-Farbtöne. Diese hat man aus den korallenähnlichen Motiven des eisernen Vorhangs von Wolfgang Hutter abgeleitet.
Die mehr als 600 Sessel des Saals mussten von Hand abgebaut und zerlegt werden und wurden von einem Spezialisten neu gepolstert und mit edlen Stoffen bespannt. Damit die künftige Saalbestuhlung keine negativen Auswirkungen auf die Akustik hat, ließ man einzelne Musterstühle in einem bayerischen Studio einem Tonprobentest unterziehen.
„Wir haben künftig große Orchester, Jazz, Sprechtheater, Diskussionen und Kabarett. Das Klangerlebnis muss für alle passen“, sagt Geschäftsführerin Maria Großbauer.
Im neuen Stadttheater dominieren künftig Bernstein-Farbtöne. Künstlerisch wird das Stadttheater ein Gastspielhaus bleiben und eng mit renommierten Kulturinstitutionen zusammenarbeiten. Im Programm finden sich Konzerte des Tonkünstler-Orchesters Niederösterreich, Vorstellungen des Landestheaters Niederösterreich und Filmvorführungen des Kinos im Kesselhaus Krems.
Gezeigt werden Filmklassiker aus Österreich sowie internationale Musik- und Tanzfilme. Maria Großbauer: „Ein weiteres großes Thema wird die Welt des Klaviers sein – hier dürfen wir Klavier-Shootingstars ebenso wie den Musikdirektor der Wiener Staatsoper begrüßen.“ Auf dem Spielplan der Eröffnungssaison stehen auch Auftritte von Publikumslieblingen wie Erika Pluhar, Maria Happel, Manuel Rubey & Simon Schwarz, Katharina Straßer und Viktor Gernot.
Das Stadttheater wird am 8. November mit einem Festakt eröffnet. Am 9. November startet der Spielbetrieb mit einem „Salongespräch mit Musik“ (11 Uhr), dem Kindertheaterstück „Der kleine Eisbär“ (14 Uhr) und dem Liederabend „Franz Schubert und die Volksmusik“ (19.30 Uhr).