SOMMERHIT IM HERZEN DER STADT
Liegestühle und Lounge-Musik, Drinks und Häppchen, Filmleinwand und Lebensgefühl. Christoph Horeischy feiert mit „Der Schanigarten by Bar Mephisto“ als chice Outdoor-Location heuer bereits seinen fünften Sommer.
Sein Weg war klar vorgezeichnet. Fünf Jahre HTL, Schwerpunkt Automatisierungstechnik. Danach ein Maschinenbau-Studium an der TU Wien. Nur drei Prüfungen fehlten noch zum Abschluss als Bachelor. Und dann, so der Plan, wollte Christoph Horeischy in der Automobilindustrie Fuß fassen; er wollte entwickeln, konstruieren und produzieren. Doch es sollte anders kommen.
Die Gastronomie ist eine Sucht, sagen viele, sie lässt einen nicht mehr los. Auch Christoph Horeischy musste das erleben. „Ich habe gemerkt, wie viel Spaß es macht, anderen Menschen einen schönen Abend zu bescheren“, erklärt der 36-Jährige. Viele Jahre jobbte er neben dem Studium in den Lokalen der Herrengasse, dem nächtlichen Hotspot der Jugend in der Altstadt. Als Barkeeper in der „Orange Bar“ lernte er auch seine jetzige Frau Katharina kennen. Im Sommer 2017, kurz vor seinem 30. Geburtstag, fasste er einen Entschluss. Er wollte sich selbständig machen, sein eigener Chef sein. Er schmiss das Studium hin. Und erwarb die zum Verkauf stehende Bar „Mephisto“ in der Herrengasse Nr. 6. Ein Lokal, das seit 25 Jahren nicht aus der Neustädter Nachtszene wegzudenken ist, in dem man auf zwei Etagen bis 5 Uhr Früh feiern kann.
Die langen Nächte im eigenen Lokal sind mittlerweile Geschichte. Der Barbesitzer wurde nämlich Papa. „Als Familienvater kann ich nicht um sieben Uhr morgens nach Hause kommen.“ Also verlagerte sich seine Tätigkeit aufs Planen und Organisieren, auf Einkauf und Abrechnung. „Ich arbeite jetzt mehr im Hintergrund“, sagt Christoph Horeischy.
Als die Stadt die Nutzung des Bürgermeistergartens nach dessen Revitalisierung ausschrieb, wurde der Szene-Gastronom hellhörig. Denn dort, wo früher das „Löwenherz“ bei schönem Wetter seine Tische herausstellte, sollte fortan eine neue, chice Outdoor-Location entstehen. Christoph und Katharina bewarben sich um die Nutzung des Kiosks, welcher sich inmitten des malerischen 20 mal 50 Meter großen Areals befindet. Und sie bekamen den Zuschlag. Ein Name war bald gefunden. Schanigarten sollte das Lokal heißen, befand Katharina. Was ein Schanigarten ist, ist zumindest in Ostösterreich hinlänglich bekannt: eine behördlich zu genehmigende und kostenpflichtige, manchmal begrünte und blumengeschmückte Ansammlung von Tischen und Stühlen auf öffentlichem Grund vor einem Gastronomiebetrieb zur Konsumation von Speisen und Getränken im Freien.
Soweit die juristische Definition. Für die meisten ist ein Schanigarten aber vor allem der Inbegriff für eine kurze Auszeit vom Trubel des Alltags; eine kleine Freiluftoase mitten in der Stadt. Startschuss für den Schanigarten by Bar Mephisto war im Sommer 2020. Und die damals grassierende Corona-Pandemie sollte sich als Glücksfall erweisen. Christoph Horeischy: „Die Menschen wollten endlich wieder Freunde treffen, aber sie wollten es nicht in geschlossenen Räumen tun.“
Heuer feiert der Schanigarten bereits seinen fünften Sommer. Von Juni bis September stehen freitags bis sonntags ab 15 Uhr zwei Barkeeper im Kiosk, mixen bunte Drinks und reichen kleine Häppchen. Die Gäste sitzen in Liegestühlen und auf Palettenmöbeln oder lehnen lässig an einem der Hochtische. Richtig voll wird’s bei Konzerten und Festen sowie bei Veranstaltungen des Museums St. Peter an der Sperr. Vorigen Sommer liefen im Rahmen eines Open-Air-Kinos Filmklassiker wie „Romeo und Julia“. Die Mauer des neu errichteten Museumteils wurde zur Leinbildwand. Dort wird man diesen Sommer die Fußball-EM in Deutschland zu sehen bekommen.
Und wenn dann an einem lauen Abend leise Lounge-Musik aus den Lautsprechern tönt, wenn Menschen, jung und alt, einander mit einem kühlen Bier zuprosten und in knusprige Bruschettas beißen, dann weiß Christoph Horeischy, dass er alles richtig gemacht hat. Auch ohne Studienabschluss.