Warten auf die Würste

In seiner kleinen Fleischerei fertigt Franz Langer mehr als 80 Spezialitäten aus Wild und Schwein, aus der eigenen Landwirtschaft und vom nahen Rosaliengebirge. Die Köstlichkeiten bietet er jeden Samstag am Wochenmarkt an.

Es ist Samstagvormittag, und vor dem Verkaufsanhänger von Franz Langer am Hauptplatz hat sich eine Menschentraube gebildet. „Der Speck schaut gut aus, den nehmen wir“, sagt der bärtige Mann mit dem Kapperl. „Ich bekomme eine Semmel mit Wildschwein-Leberkäse“, verlangt der Bub im Fußballdress. „Habt ihr eh noch genug Würste von Hirsch und Reh übrig?“, fragt die Frau mit der blauen Umhängetasche bang. Franz Langer, gelernter Fleischer und Landwirt, ist nun in seinem Element: Er berät, erklärt, verkauft, führt Schmäh. „Ich bin leidenschaftlich gerne unter Menschen“, erklärt der 60-Jährige. „85 Prozent meiner Kunden sind Stammkunden. Auf den Markt fahren, das ist, wie seine Familie zu besuchen.“

Seit 16 Jahren parkt Franz Langer seinen Verkaufsanhänger jeden Samstag beim Wochenmarkt in Wiener Neustadt. Damals gab ihm ein Freund den Ratschlag, er möge sich doch mit seinen selbst hergestellten Produkten aus Wild- und Schweinefleisch selbständig machen. „Doch der Anfang war schwierig“, erinnert er sich. „Ich musste den Leuten das Wild erst schmackhaft machen.“ Tatsächlich genoss Wildfleisch lange Zeit nicht den besten Ruf: Der Geschmack sei streng, die Zubereitung kompliziert. Doch Franz Langer leistete erfolgreiche Überzeugungsarbeit. „Wenn es dir nicht schmeckt, bekommst du das Geld zurück“, erklärte er seinen Kunden.

Kein einziger wollte in den vergangenen 16 Jahren sein Geld zurück. Im Gegenteil: Zahlreiche Urkunden, Medaillen und Preise zieren mittlerweile die Wände im Verkaufsanhänger und in seinem Bauernladen in Katzelsdorf. „Der Herrgott hat mir die Begabung gegeben, Produkte herzustellen, die den Menschen schmecken“, sagt er stolz.

Den feinen Gaumen hat Franz Langer wohl von seinem Vater geerbt, der einst auch das Fleischerhandwerk erlernt hatte. Die Mutter führte in Katzelsdorf ein Wirtshaus. Nebenbei betrieb die Familie eine Landwirtschaft. Das Wirtshaus ist schon lange geschlossen, die Landwirtschaft besteht noch heute. Auf 15 Hektar Fläche baut Franz Langer Gerste, Hafer, Mais und Weizen an, das seinen Schweinen, Pferden, Hühnern und Enten als Futter dient. Das Fleisch von Hirsch, Reh und Wildschwein, das er verarbeitet, stammt von der Jagd im nahen Rosaliengebirge. Befreundete Jäger aus dem Schneeberggebiet wiederum liefern frisches Gamsfleisch. Im hinteren Teil seines Bauernladens befindet sich die kleine, feine Fleischerei. Mehr als 80 Köstlichkeiten entstehen hier in gewissenhafter Handarbeit – von Hirschsalami über Rehpastete bis hin zu Gamswürsten.

Unterstützt wird er dabei von Tochter Tamara, 42, die im Laden mitarbeitet und den Papa auch zum Markt nach Wiener Neustadt begleitet. „Die Trüffel-Pastete von unseren Mangalitza-Schweinen und natürlich die Würste sind der absolute Renner am Markt“, erzählt sie. Einmal im Jahr, im Jänner, macht Franz Langer drei Wochen lang Urlaub. Dann bleibt der Verkaufsanhänger in der Garage, und der Hofladen ist geschlossen. Sein Ferienprogramm? Reparaturarbeiten im Hof. „Wenn man Viecher hat, kann man nicht auf Urlaub fahren“, sagt er. Doch Franz Langer hadert nicht damit. „Ich möchte nichts daran ändern.“